Facharbeiten vorgestellt: Begleitung von Eltern eines Kindes mit Schädel-Hirn-Trauma

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Zur 3-jährigen Ausbildung zur Kinesiologin BK DGAK zertifiziert gehört eine Facharbeit über ein selbst gewähltes Thema. Die Erkenntnisse dieser Facharbeiten sind so spannend, dass wir sie dir nicht vorenthalten möchten. Laura Totzek hat sich mit dem Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter beschäftigt. Für mehr Infos zu ihrer Facharbeit kontaktiere bitte das IKL – Büro unter 05491/97670.

Die rehabilitationspädagogische und kinesiologische Begleitung von Eltern eines Kindes mit Schädel-Hirn-Trauma

Die Akutversorgung und Rehabilitation von Kindern mit einer neurologischen Verletzung ist in Deutschland vergleichsweise gut geregelt. Für Eltern fangen die Probleme und Herausforderungen meist in der Nachsorge zu Hause an. Es fehlt an geeigneten und zugänglichen Anlaufstellen, Informationen und individueller familiärer Unterstützung. Die Eltern fühlen sich allein gelassen und mit ihren Sorgen nicht aufgefangen. Gerade über die teilweise langjährigen Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) im Kindesalter besteht erhöhter Aufklärungsbedarf. Da ich mich in meiner Masterarbeit ebenfalls mit der Thematik der elterlichen Unterstützung bei einem Kind mit SHT beschäftige, war es für mich von Interesse, diesen Bereich mit der Kinesiologie zu verbinden.

Daher stellte ich mir die Frage: „Wie kann ich Eltern mit einem Kind mit Schädel-Hirn-Trauma in der rehabilitativen Nachsorge zu Hause kinesiologisch und rehabilitationspädagogisch unterstützen?“

Um sich der Thematik zunächst theoretisch zu nähern, war es spannend sich mit den Hintergründen eines SHT im Kindesalter zu beschäftigen und danach den Trauma-Begriff genauer zu betrachten. Gerade für den Begriff „Trauma“ gibt es verschiedene Definitionen (von der Weltgesundheitsorganisation bis hin zu Traumatherapeuten und Pschologen, u.a. Peter A. Levine). Es war aufschlussreich festzustellen, wie abhängig die Definition eines Traumas vom Blickwinkel des Betrachters ist und welche Konsequenzen dies für den Umgang mit Traumata hat.

Da mein Ziel war, Methoden der Rehabilitationspädagogik mit der Kinesiologie zu verbinden, habe ich Ersteres genutzt, um einen Ist-Zustand der betroffenen Familie darzustellen. Somit konnte ich danach eine Balance entwickeln, die bedarfsgerecht auf die Herausforderungen von Müttern und Vätern eingeht, aber ebenso Ressourcen betont. Herausgekommen sind fünf Bereiche, die in der Begleitung von betroffenen Familien eine Rolle spielen und thematisiert und kinesiologisch balanciert werden sollten/können:

Informationen: Eltern haben einen erhöhten Informationsbedarf in der Zeit der Nachsorge. Vielen spezialisierten Fachpersonen ist es gar nicht klar, dass Eltern die Informationen zwar aufnehmen, sie aber nicht verstehen oder nutzbar machen können.

Organisation: Ein zentraler Aspekt in der Nachsorge zu Hause ist die Organisation des Alltags der Familie. Abläufe im Haushalt, die vorher mehr oder weniger gut integriert waren, müssen ggf. neu terminiert werden. Je nach Schwere der Verletzung und dessen Folgen, muss der Rhythmus der Familie an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

Kommunikation: Der Unfall eines Kindes zieht eine veränderte Kommunikationsstruktur mit sich. Dies betrifft die Kommunikation als Elternteile, als Paar und als Versorgerin und/oder Versorger der Familie und als ebenfalls traumatisierter Mensch.

Zeit: Klar ist, dass der Zeitfaktor bei allen Bereichen (Information, Organisation, Kommunikation und Beziehungen) eine Rolle spielt. Die Aufgaben, die unter dem Punkt Organisation beschrieben wurden, müssen beispielsweise zeitlich koordiniert werden. Aber auch die Partnerschaft bzw. die Beziehungen im Leben benötigen Zeiträume.

Beziehungen: Beziehungen können sich nach einer traumatischen Erfahrung sehr verändern. Diese Veränderungen können sich auf der zwischenmenschlichen Ebene also – Mutter mit verletztem Kind, Vater mit verletztem Kind, Mutter und Vater, Mutter und Vater mit Geschwisterkindern oder Geschwisterkinder mit verletztem Kind – abspielen. Es kann sich aber auch die Beziehung zu sich selbst (innerlich), beispielsweise der Frau als Mutter, als Ehepartnerin etc. verändern. Dazu kommen ggf. Veränderungen zu den Beziehungen nach außen, wie zu Freunden oder Verwandten.

Insgesamt war es sehr spannend, die zwei Bereiche auf meine Weise zu kombinieren. Ich konnte Möglichkeiten entwickeln, wie ich Eltern praktisch unterstütze kann und dabei das Wissen aus beiden Bereichen  erfolgreich kombinieren und integrieren.

Laura Totzek, Sommer 2015

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