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Ulla´s Blog: Berührung

Wer oder was hat mich berührt?

Begriffe wie: Es rührt mich, es berührt mich, ich werde berührt, was ist mit „verrühren“? Ich verrühre mal meine ersten Erinnerungen, die mit positiver körperlicher Berührung zu tun hatten und bin gespannt, was dabei heraus kommt.
In der Arzthelferinnenschule Völker in Osnabrück gab es eine Lehrerin, die uns demonstrieren wollte, wie man Verbände anlegt. Sie zeigte es an meinem Arm. Sie nahm meinen linken Arm in ihre Hand, strich sanft über Ober-und Unterarm und sagte:“ Wie schön ist deine Haut!“
Mit sechzehn ist man natürlich glücklich so etwas zu hören, aber das war es nicht.
Durch diese Bemerkung hatte sie Kontakt zu mir und diesem „ verletzten Arm „ aufgenommen. Sie legte den Verband an und ich spürte, dass sie vollkommen bei mir (der Verletzten) war. Damals kannte ich noch nicht den Begriff „präsent“ sein. Aber in diesem Moment habe ich gespürt, dass meine Lehrerin eine Verbindung zu ihrem “Patienten“ aufgebaut hatte. In mir wurde damals etwas berührt, das ich als positive Erfahrung in meine Gehirnzellen abgelegt habe.

Eine andere herzliche Berührung habe ich bei einem Praktikum im Krankenhaus erlebt. Eine Küchenhilfe, die auf der Station arbeitete, mochte mich und zeigte es auch, wenn ich zum Dienst erschien. Mit einem fröhlichen Lachen empfing sie mich, klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und sagte: „ Mach mal, du kannst das !“ Mit dem auf die Schulter klopfen hatte sie meine Unsicherheit verjagt.

Noch eine Erinnerung. Als ich dann bei unserem Hausarzt arbeitete, war es die Reinigungskraft, die mich einfach so in den Arm nahm und sich freute. Durch die Umarmung hat sie mir das Gefühl von „ich mag dich“ gegeben.
Was ist nun bei dem Verrühren der Erinnerungen herausgekommen? Es überrascht mich : Liebe zu den Mitmenschen!
Eine ziemlich lange Zeit danach ist es mir nicht gelungen, eine echte Verbindung zu meinen Mitmenschen aufzubauen. Einem alten Glaubensmuster folgend war ich der Meinung durch Helfen meine Mitmenschen höher zu stellen als mich selber. Präsent war ich bei meinen eigenen Kindern, wenn ich sie in den Armen hielt. In meiner linken Armbeuge lagen sie an meiner Herzseite und für kurze Zeit gab es diesen Moment des ganz bei dem Kind sein. In einem unruhigen Haushalt klappt es nicht immer, aber diese Augenblicke werden als positive Erfahrungen abgespeichert, was mich heute über die Schuldgefühle versagt zu haben hinwegtröstet.
2004 fing ich die Ausbildung zur Kinesiologie an. Meine Ausbilder waren Renate Wennekes, Regina Padberg und Andreas Bernsen. Andreas lehrte uns in dem Kurs Wahrnehmung in der Stille „ In Berührung zu gehen“. Eine Herausforderung für uns. Denn der Kurs fing an und es passierte „Nichts.“ Fünfzehn Minuten saßen wir auf unseren Stühlen und schauten uns an. Sollten wir eventuell anfangen? Geduld war gefragt. Dann erzählte uns Andreas, was es bedeutet präsent zu sein. In den zwei Tagen lernten wir das Halten. Der Partner/die Partnerin wurde jeweils 20 Minuten am Kopf oder an den Füßen gehalten. Unglaubliche Reaktionen. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Berühre den anderen und gehe in Verbindung mit ihm!
Die nächste Erfahrung mit Berührung und Halten machte ich bei Jirina Prekop. Sie zeigte im praktischen Teil wie man ein zorniges Kind hält, damit die Liebe wieder fließen kann. Auch die Aussöhnung mit dem Partner oder älteren Kindern kann gelingen, wenn der Wille zu einer neuen liebevollen, emotionalen Bindung da ist. Alte Verletzungen, ungelöste Konflikte, Missverständnisse und Ängste hindern uns aber häufig daran den ersten Schritt zu tun.
Die Ausbildung zum Entwicklungsbegleiter hat dann alles noch mal auf den Punkt gebracht. Eine stressfreie Schwangerschaft mit einer guten emotionalen Verbindung zum Ungeborenen und ein natürliches Aufwachsen mit viel Berührung, Halten und Getragen werden gibt dem Heranwachsenden Halt und Sicherheit im Leben.
Sind die ersten Erfahrungen in unserem Leben nicht so gelaufen wie die Natur es eigentlich für uns vorgesehen hatte, dann können wir mit den Balancen aus der Entwicklungskinesiologie sehr gut altes stressbelegtes Verhalten neu integrieren.
Es lohnt sich mit der Kinesiologie aus alten Strukturen auszubrechen um für sich das Richtige aus den vielen möglichen Angeboten auszusuchen. Neue Wege gehen!
Es fängt immer mit dem ersten Schritt an.

Ulla