Wir wissen schon lange, dass unsere Tochter auf einem Auge schielt. In diesem Jahr haben wir dann erfahren, dass sie nicht räumlich sehen kann. Und wir sollen unbedingt eine Schiel-OP bei ihr durchführen lassen. Puh… Ok…
Daraufhin habe ich mich erstmal schlau gemacht, was bei einer solchen OP gemacht wird und welche Auswirkungen sie hat.
Beim Schielen liegt die Ursache nicht im oder am betroffenen Auge, sondern im Gehirn. Das Gehirn mag gewisse Dinge/ Bereiche nicht sehen. Gerade Frühchen sind oft davon betroffen (Geburt meiner Tochter in SSW 31+4).
Soweit für mich verständlich. Dann stellte ich mir die Frage, warum in der Schiel-OP Augenmuskeln versetzt werden. Das korrigiert oder behebt, für mein Verständnis, nicht die Ursache des Schielens.
Je intensiver ich mich mit dem Thema auseinandersetzte, habe ich für mich Zweifel, ob diese OP eine Besserung oder sogar endgültige Lösung für dass räumliche Sehen bringen wird.
Dann durfte ich im Rahmen meiner Ausbildung die ersten beiden Brain Gym®-Kurse besuchen. Was für ein Game Changer!
Zum einen habe ich durch das Wissen, wie das Gehirn funktioniert und welche Bereiche zusammenhängen, deutlich besser verstanden, warum meine Tochter manche Dinge gut kann und andere nicht. Durch die fehlenden Bilder des linken Auges (durch das Schielen), kann sie manche Dinge einfach nicht sehen. Das ist keine böse Absicht oder blockieren von ihr, sondern sie sieht es einfach nicht. Das hat mir zumindest sehr viel Druck genommen. Ich habe verstanden, dass meine Tochter nach aktuellem Stand kaum eine Möglichkeit hat, aus eigenem Interesse heraus lesen und schreiben zu lernen. Das linke Auge, welches führend beim Lesen und Schreiben ist, kann die Bilder nicht sehen.
Viele Kinder im Alter von 4-5 Jahren schreiben aus eigener Motivation heraus ihren Namen. Meine Tochter bittet mich, ihren Namen zu malen. Sie malt ihn dann ab.😳
Nach den Brain Gym® Kursen habe ich mir die Karten mit den Übungen bestellt. Meine Tochter findet die Übungen toll und wir machen 3-4 mal die Woche die Übungen. Jeder darf von jeder Farbe eine Übung ziehen und anschließend machen wir die Übungen gemeinsam.
Jetzt nach 5-6 Wochen sind bereits erste Ergebnisse zu sehen:
Am Anfang war meine Tochter nicht in der Lage, die Überkreuzbewegungen selbst auszuführen. Jetzt: „Ach Mama, das ist doch Baby allerleicht!!“
Zu Beginn gelang es meiner Tochter nicht, die liegende Acht zu malen. Auch das haben wir in der Zwischenzeit immer mal wieder gemacht. Vor einigen Tagen lehnte sie mein Angebot, die Acht gemeinsam zu zeichnen ab – „Das mache ich selber!“. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen! Sicherlich sind die Linien (noch) nicht gerade, die beiden Kreise der Acht (noch) nicht gleich groß. Aber ich bin sehr optimistisch, dass sich auch hier in den nächsten Wochen noch sehr viel tun wird und es eine schöne, gleichmäßige Acht wird.
Weitere Erfolge sind im Bereich Gleichgewicht zu erkennen. Bisher wollte sie immer eine Hand beim Balancieren. Die wird immer öfter abgelehnt oder nicht mehr eingefordert. Im Cheerleading gelingt es ihr immer besser, die Positionen bei den Stunts (Hebungen) zu halten, da sie Stabilität verspürt und ein anderes Körpergefühl hat. Sie kam ganz stolz nach dem Training nach Hause: „Mama, heute durfte ich Flyer (diejenige, die gehoben wird) sein, weil ich mich bei der Hebung so gut oben halten kann und nicht mehr wackel!“
Abschließend gesagt: es ist der blanke Wahnsinn (im positiven Sinne), was sich alles durch die Brain Gym® Übungen in Bewegung gesetzt hat. Mittlerweile möchte meine Tochter lernen, ihren Namen zu schreiben. Ja, aktuell ist es noch schwer für sie, die Buchstaben zu schreiben, da sie (noch) nicht sieht, wo Linien zusammentreffen.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass ihr die Buchstaben bald deutlich besser gelingen werden, da sie die Linien in ihrer Dimension besser sehen wird.
Wir werden auf jeden Fall spielerisch die Übungen nutzen, um die Weichen in Richtung „Mit Freude und Leichtigkeit lernen“ zu stellen!
Ulrike Hümmerich

