Das Neugeborene baut Kontakt zu seiner Umwelt durch berühren, bewegen, sehen, hören, riechen, schmecken und durch das Trainieren des Gleichgewichts auf.
Alles, was das Baby über den Körper erfährt, hilft ihm später beim Lernen, beim sogenannten „Aha“ Effekt.
Sind Bewegung und Empfinden nicht genügend entwickelt, lernen die Kinder zu „überleben“. Die Freude am Entdecken, etwas Neues erleben, Neues Lernen geht verloren, geistiges Potenzial geht verloren.
Wir bringen uns in Balance durch Bewegung, durch Ein-und Ausatmung, durch Essen und Ausscheidung, durch Wachstum und Schlafen.
In einem entspanntem Umfeld wo Geborgenheit, Wärme, Schutz und der Körper der Mutter garantiert sind, entwickelt sich das Neugeborene optimal. In diesem schützenden Liebenden Raum in der sich das Baby wohl fühlt, kann es sich gut entwickeln. Am Anfang seines Erdenlebens versucht es sich anzupassen. Es hört auf Geräusche, spürt Nähe und Wärme, reagiert auf Berührungen und auf die süße Milch der Mutter. Das Kind reagiert auf sein Umfeld und sein Umfeld auf ihn.
Diese Interaktion ist wichtig, damit Sicherheit des Säuglings, aber auch der Mutter aufgebaut werden kann. Nach anfänglichen unkontrollierten Bewegungen macht das Neugeborene plötzlich eine Entdeckung. Wenn das Ärmchen sich in eine bestimmte Richtung bewegt, gibt es ein Geräusch. Es hat einen kleinen Ball getroffen, der an seiner Seite liegt. Er macht die Erfahrung, dass er es war, der das Geräusch hervorgerufen hat.
Maria Montessori beschreibt es so:“ Das Kind macht die Erwerbungen seiner Fähigkeiten in seinen Empfänglichkeitsperioden. Diese sind mit einem Scheinwerfer vergleichbar, der einen bestimmten Bezirk des Inneren taghell erleuchtet, vielleicht auch einem Zustand elektrischer Aufladung. Auf Grund dieser Empfänglichkeit vermag das Kind einen außerordentlich intensiven Zustand zwischen sich und der Außenwelt herzustellen, und von diesem Augenblick an wird ihm alles leicht, begeisternd, lebendig.“ (Aus ihrem Buch“ Kinder sind anders“)
Das Bewegen des Balles mit seinen Ärmchen hat den Säugling in der sensiblen Phase des Lernens weiter angetrieben. Nach einigen Wiederholungen ist die entsprechende Fähigkeit erworben und das Fenster der sensiblen Phase schließt sich, um mit neuem Eifer die nächste Erfahrung zu machen. Diese Errungenschaften machen die Kleinen mit einer Selbstverständlichkeit und Lebendigkeit, die wir Erwachsenen häufig gar nicht wirklich wahrnehmen. Diese Babys strahlen, bewegen sich ständig und üben eine besondere Anziehungskraft aus. Die seelische Entwicklung läuft gleichzeitig. Das Neugeborene bestimmt mit seiner inneren Empfänglichkeit was aus den vielen Informationen aus dem Umfeld aufgenommen werden soll, welche Situation für das augenblickliche Entwicklungsstadium vorteilhaft ist und wie es genutzt werden kann.
So lernt es sich in seiner Umwelt zurechtzufinden oder sein motorischen Muskelsystem bis in die feinsten Einzelheiten zu beherrschen.
Stößt das Kind während seiner Empfänglichkeitsperiode auf ein Hindernis für seine Arbeit, so erfolgt in der Seele eines Kindes eine Art Zusammenbruch. Ein Hindernis kann eine gestresste Mutter sein, Konflikte innerhalb der Familie, Krankheit, Krankenhausaufenthalt und ähnliches. Das Weggeben in die Kita, das Entfernen der Mutter, das alles ist für das Baby eine große Herausforderung.
Bekommt das Kleine von Anfang an eine Umgebung in der es sich wohl fühlt, wo es im Tuch getragen wird, wo die Mutter seine Bedürfnisse wahrnimmt und diese befriedigt, wird sich dieses Kind geborgen und angenommen fühlen.
Heute ist die Zeit sehr unruhig. Das bekommen die Kleinen auch zu spüren. Ist das zweijährige Kind gerade dabei etwas Neues im Spiel zu entdecken wird es häufig im Tun gestört, weil irgendein Termin ansteht. Die sensible Phase ist unterbrochen, das Kind wird ärgerlich und reagiert mit Zornesausbrüchen oder Weinen. Frustration macht sich breit. Geschieht das ständig, kann eine friedliche Entwicklung in Angstzustände, rätselhaftem Verhalten und Launenhaftigkeit umschlagen.
Viel Zeit gemeinsam mit den Kindern verbringen, mit Begeisterung und Freude die Entwicklung miterleben , das Spielen mit ihnen genießen, das ist das, was die Kleinen sich von uns wünschen. Und sie sein lassen wie sie sind. Wenn wir Ihnen unseren Willen aufzwingen z. B. es muss in seinem eigenen Bettchen schlafen, stören wir die Entwicklung seiner Individualität. Ihre eigene innere Ordnung ist gestört.
Ausgelassen Spielen, verrückte Sachen machen, etwas Ungewöhnliches tun, ist das was unser Gehirn braucht, um neue Bahnen bauen zu können.
Buchempfehlung: Lasst mir Zeit, von Emmi Pikler
Kinder sind anders,von Maria Motessori
Entwicklungskinesiologie Motorik, von Renate Wennekes
Eure Ulla