„Die Ausbildung zur Kinesiologin war der Wendepunkt in meiner ganz privaten wie beruflichen Weiterentwicklung.“
5 Fragen an: Lisa Rudigier, Absolventin am IKL, Pädagogin und Begleitende Kinesiologin DGAK in eigener Praxis.
Wie bist du zur Kinesiologie gekommen?
Ich machte eine Ausbildung in Sprachen, absolvierte dann mein Lehramtsstudium und später ein Studium der Freien Kunst. In meinen jungen Jahren wollte ich nicht Lehrerin werden wie meine Großmutter, Großtanten und meine Eltern. Ich wollte Lernen immer „immer irgendwie anders“ und mich langweilte und ärgerte die Denke des Schulsystems in vielen Punkten. Mich interessierte immer besonders das originelle und kreative Potential meiner Schüler, und so verband ich alles mit Kunstpädagogik. Das hätte so weitergehen können, wäre ich nicht krank, arbeitsunfähig und damit arbeitslos geworden. In dieser Zeit stieg ich in die Kinesiologie als Ausbildung ein und wählte das IKL trotz des langen Anfahrtswegs, weil ich innerlich wusste, dass ich bei Renate Wennekes lernen würde, was es zu lernen für mich gab.
Was machst du heute?
Ich habe sehr bald nach meinen ersten Kinesiologie-Kursen freiberuflich auf Stundenbasis in den Räumen einer befreundeten Heilpraktikerin balanciert und mich nach einigen Jahren 2009 mit einer eigenen Praxis selbständig gemacht.
Meine Arbeit in der Praxis ist heute eine Synthese aus vielem: Ich arbeite sehr viel mit Vorschul- und Schulkindern, aber auch mit Teenagern und Studenten. Sensorische Integration, Lernthemen, Schulängste und Prüfungsstress sind mein Hauptgebiet. Gleichzeitig arbeite ich systemisch mit Familien, und oft kommen die Eltern mit den Stressthemen ihrer Lebensgeschichte zu mir. Mein kleinster Klient ist zwei Jahre alt, meine älteste Klientin 8o Jahre. Ich liebe es, mit der Buntheit der Lern- und Lebensthemen zu arbeiten.
Meine Praxis ist für mich ein Raum des stillen Forschens. Gleichzeitig merke ich, wie notwendig es ist, dass diese Arbeit in Institutionen getragen wird. Neben meiner Praxistätigkeit arbeite ich wieder mit einer halben Stelle als Lehrerin an einer Schule für Erziehungshilfe, die wir in einem kleinen Team neu aufbauen. In dieser Situation erprobe ich das kinesiologische Wissen in der Schulrealität.
Was war deine größte Herausforderung beim Berufsstart, und wie hast du sie gemeistert?
Meine größte Herausforderung beim Berufsstart war, dass ich noch oft Hörschmerzen hatte und mich gestresste Mütter mit ihrem enormen Redebedürfnis platt machen konnten. Es gab in mir jedoch eine innere Stimme, die immer wieder sagte: „Stell einfach dein Wissen nur zur Verfügung und warte nicht bis du 100% gesund bist.“
Die Wirkungen der Balancen mit meinen Klienten waren meist wunderbar. Und mit diesem neuen Selbst-Bewusstsein, wie Arbeit auch gelingen kann, entspannte sich alles: in mir und damit natürlich auch im Außen. Rückblickend ist für mich der Sprung ins Vertrauen, dass alles so gut ist, die größte Herausforderung gewesen.
Was sind deiner Meinung nach die 3 wichtigsten Dinge, die dir die Ausbildung am IKL für den Beruf als Kinesiologin mitgegeben hat?
- Eine Haltung der Akzeptanz und Nichtbewertung von schweren Themen und gestressten Menschen. Ich lernte mit einem erweiterten Blick und Verständnis, wie unendlich komplex jede Lebensäußerung ist und wie alles mit allem zusammenhängt. Ich lernte mich in meinem Lern- und Umlernprozess anzunehmen und keine Angst vor den Schmerzen der anderen zu haben.
- Gutes kinesiologisches Handwerkszeug. Die Ausbildungskurse sind in ihren Inhalten sehr gut aufgebaut. Renates Kurse vermitteln Wissen und sind immer auch ein Achtsamkeits- und Intuitionstraining. Ich kenne kein Institut, das dem Eigenprozess so viel Wert und Raum gibt und das Lernen in der Gruppe so sehr fördert, wie das IKL.
- Das Lernen und Leben zu meistern. Ich habe dies am IKL neu gelernt und auch gesehen und gefühlt, wie viel Schmerz Menschen mit blockierten Potentialen mit sich herumtragen. Wir können als KinesiologInnen das Potential freisetzen helfen, Selbsthilfe lehren, damit das Herz glücklich sein darf.
Tipp für Neustarter: Was braucht man deiner Meinung nach, um eine gute/r Kinesiologin/e zu sein?
Mir half und hilft die Haltung des Gebets: „Ich gebe mein Bestes. Ich stelle mich in meine Aufgabe. Und alles Weitere übergebe ich der höheren Macht.“ Mir nahm diese Haltung den Erfolgsdruck und auch die Angst, wenn mir Themen angetragen wurden, für die ich mich nicht kompetent fühlte (Wir sind es letztendlich immer, wenn wir das Thema annehmen).
Ich suchte mir vor Ort ein kleines Netzwerk von Frauen, die auch eine kleine Praxis haben. Wir arbeiten im Austausch und es ist immer ein Spaß sich zu treffen. Ich suchte mir Hilfe und Coaching, um Buchhaltung und Themen der Freiberuflichkeit zu lernen. Das ist für mich ein open-end-Prozess über Jahre in Schritten. Von vielem habe ich bis heute noch keine Ahnung (social media). Man muss nicht alles können und bedienen.Es ist m.E. sehr gut, wenn man Wege sucht, die Praxis langsam aufzubauen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Kunden ist ein gutes Werbeprinzip – aber es funktioniert langsam. Achte sehr genau darauf, dass du mit deinem Tun authentisch bist. Lebe, was du lehrst. Balanciere nicht, wenn du erschöpft/krank bist und Erholung brauchst.
Balancieren ist Energie. Geld ist Energie. Verschenke Balancen, wenn du schenken willst. Ansonsten setze ein klares Honorar an und mache die Bedingungen der Zusammenarbeit und der Bezahlung immer transparent (siehe Sitzungsvereinbarung (DGAK)). Schließe dich der DGAK als Berufsverband an, denn es bedeutet einen Kraftschub, sich mit engagierten Kollegen zu verbinden. Du darfst BerufsanfängerIn sein und bist willkommen.
Wertschätze alles, was kommt als Lernprozess. Die Kinesiologie ist ein Beruf, in dem man je älter man wird, immer besser werden kann. Wenn Selbstzweifel sich einstellen, denk daran, wie viel du in den nächsten 10 – 20 – 30 Jahren lernen kannst und wie entspannt du mit 80 balancieren wirst!!!!
Solltest du feststellen, dass das Balancieren als Beruf/Berufung nicht „dein Ding“ ist, dann nutze die Kinesiologie, um das zu finden, was dich zutiefst glücklich macht.
Lisa Rudigier