Was bleibt, wenn das Bonding fehlt? – Die kinesiologische Betreuung von Pflegekindern

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Juli 2015: Bei der Präsentation ihrer Facharbeit für die Ausbildung zur Kinesiologin BK DGAK nahm Berrie v. d. Wittenboer-Beier die Zuhörer mit auf eine besondere Reise: Sie sollten mit den Augen eines Pflegekindes sehen lernen. Hier ist diese Reise auch für dich.
Reise: Mit den „Augen“ eines Pflegekindes sehen lernen.
Es geht hier nicht um deine persönliche Geschichte, sondern eine Reise von einem willkürlichen glücklichen Kind.
Stell dir vor, du bist im Bauch deiner Mama. Du bist schon ziemlich groß, Dein Gehirn hat sich gebildet und du hast schon einige Verknüpfungen in deinem Gehirn. Du übst fleißig deine Motorik und bekommst adäquate Rückmeldung von deiner Mutter. Deine Wahrnehmung ist schon fast reif genug, um geboren zu werden. Spüre voller Erwartung das was kommt, deine Haut, deine Muskeln, dein Gleichgewicht, deinen Hörsinn, deine Augen, deinen Geruchssinn, und schmecke, wie gut das Fruchtwasser schmeckt. Du fühlst dich gut vorbereitet auf die Geburt. Du hast einen guten Kontakt zu deiner Mutter. Du spürst die Geborgenheit und Sicherheit deiner Mutter.
Deine Geburt beginnt: deine Mutter begleitet dich gut, ihr arbeitet gut zusammen. Du spürst dein Gleichgewichtssystem, durch die Wehen machst du Druck-und Bewegungserfahrungen.
In der letzten Phase der Geburt bekommt deine Haut einen sehr starken Reibungsreiz. Deine Haut, deine Eigenwahrnehmung, deine Verdauung, dein Immunsystem und deine Atmung werden dadurch stimuliert. Dein Nervensystem wird aktiviert, so dass deine inneren Organe angeregt werden auf die Umstellung für das Leben außerhalb der Gebärmutter.
Du hast es geschafft, du bist geboren und liegst auf dem Bauch deiner Mutter. Du riechst ihren guten Duft. Du schaust deiner Mutter tief in den Augen, und fühlst dich innig mit ihr verbunden.
Du hast Hunger, du schreist die Milch herbei, du suchst die Brust. Du bist so stolz auf dich selbst, das du dass geschafft hast. Das ist deine Welt, du bist verschmolzen mit deiner Mama, deine Welt besteht nur aus dir, du verstehst die Welt, so kannst du alles schaffen, du bist richtig so wie du bist.
Deine Mutter trägt dich im Tragetuch, du spürst ihren Rhythmus, du trainierst deine Motorik, deine Körperhaltung, du spürst Freude und bist voller Aufmerksamkeit. Deine Mama versteht deine Signale richtig gut und reagiert sofort auf deine Bedürfnisse. Es geht dir gut, du fühlst dich sicher und bist voller Vertrauen.
Oh nein!!!!!!!!!!
Plötzlich ist deine Mama weg. Du wirst nicht getragen. Du liegst nur in einem Kinderbett. Es sind lauter fremde Personen um dich herum.

  • Wo ist die vertraute Wärme, Geruch, Herz und Darmgeräusche, die Stimme deiner Mutter? Wo sind die vertraute Bewegungen der Rhythmus. Alles ist weg.

Es fühlt sich an als ob etwas geschehen ist, was größer ist als du selbst.
Du bist in akuter Lebensgefahr, wie kommst du hier raus?. Du schreist, und schreist und schreist noch lauter. Nichts passiert. Plötzlich bist du still………………Es bleibt dir nichts anders übrig, als dich tot zu stellen. Nur so kannst du dieses schreckliche Etwas aus deinem Leben schließen.
Das macht alles kein Sinn. Wieso schaffst du die Dinge, die du vorher geschafft hast, jetzt nicht mehr? Du fühlst dich nicht richtig.
Eine neue Mama
Sie riecht komisch, Die Stimme ist anders. Du willst nicht in das enge Tuch. Du hast doch bereits deine eigene Überlebungsstrategie.
Auch die Umgebung kommt dir fremd vor. Du schreist und schreist und schreist…. Du befindest dich wieder in Lebensgefahr.
[hier führten die Teilnehmer das „erweiterte Pace“ also eine Abfolge kinesiologischer Übungen durch – mit dem Ziel, alles, was geschieht, im eigenen Tempo zu schaffen]
Nun geht es dir wieder besser. Du bist in deine neue Familie angekommen. Du hast dich getraut, eine neue Bindung mit deiner neuen Mama einzugehen. Du fühlst dich geborgen und wohl. Manchmal bekommst du noch mal Angst, aber dann denkst du an deine Mama und die Kinesiologie und das gibt dir wieder die Sicherheit, Vertrauen und Lebensfreude.
Du hast Lust, die Welt zu entdecken. Fängst an zu krabbeln, stehst auf, gehst ein paar Schritte. Mit deiner Mama, den Muskeltest und die Kinesiologie blickst du nun voller Zuversicht und Freudestrahlend in deine Zukunft!
Anmerkung: Berrie hat einen Pflegesohn, Elyas (3), der während der Ausbildung immer mit dabei war.
>>Kinesiologie-Ausbildung am IKL