Unsere "unsichtbare Nabelschnur"

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Frage: Warum ist es normal, dass Kinder schreien und weinen, wenn sie von ihrer Mutter/ Bezugsperson getrennt sind?
Antwort von Renate Wennekes:
Bis ca. 3 1/2 Jahre haben kleine Kinder den so genannten Bondingreflex und den Sehnreflex. Diese halten sie nah bei ihrer Mutter und geben ihnen die Möglichkeit, aus der Sicherheit heraus die Umwelt krabbelnd und laufend zu erobern.
Diese „unsichtbare Nabelschnur“ zwischen Mutter und Kind organisiert Nähe und Distanz . Die Kinder bewegen sich von der Mutter weg, weil sie sich für ihre Umwelt interessieren. Doch sie brauchen immer wieder die Sicherheit der Mutter / Bezugsperson in der Nähe.
Beachte: Für die Kinder ist es deshalb wichtig, dass nicht die Mutter/Bezugsperson von ihnen, sondern sie selber Schritt für Schritt von der Mutter/Bezugsperson weggehen.
Unsere Gesellschaft hat sich so verändert, dass sich Bonding- und Sehnreflex nicht mehr natürlich entwickeln können. Deshalb ist es wichtig darauf zu achten, dass die Regeln des Reflexes eingehalten werden:
Zum Beispiel:

  • nur kurze Phasen der Trennung zulassen
  • für Konstanz in der 1:1-Bindung sorgen
  • Freiheit, die Umwelt zu erforschen

(Mehr Infos und Balancen zum Bondingreflex gibt es im Kurs „Bonding“ und zum Sehnreflex im Kurs „Sehnen und Burnout„)
Gehen die Kleinen schon im jungen Alter in den Kindergarten oder zur Tagesmutter, kann man sie wunderbar durch Balancen der Entwicklungskinesiologie oder dem Touch for Health darin unterstützen, dass sie die Verbindung zu ihrer Mutter spüren, auch wenn sie körperlich für einige Stunden nicht anwesend ist.
Was sind eure Erfahrungen?
Kommentar auf Facebook von Mona K. Al-Fajem Meine Erfahrung mit Menschen in Saudi-Arabien ist, dass die Integration des Bondingreflexes zunehmend durch eine anerzogene Angst erschwert wird. Mütter, deren Grundbedürfnisse, gedeckt sind, wenden sich mehr und mehr anderen Ängsten zu und übertragen diese auf ihre Kinder. Kinder dürfen kaum noch ihre Umwelt erforschen, ständig werden sie in diesem Lernen gehindert oder unterbrochen, da eine vermeintliche oder echte Gefahr ‚lauert‘. Sich schmutzig zu machen, gehört genauso dazu, wie das Erforschen des direkten Wohnumfelds, Oft sind diese Orte nicht kindgerecht gestaltet und so können Kinder nicht ungehindert forschen, ohne ständig auf Gegenstände zu stoßen, die zerbrechen können oder nicht kindersicher sind.
So hört das Kind schon von klein auf das Wort Nein öfter als ein Ja, oft gefolgt von, „das ist gefährlich oder schmutzig oder kann krank machen“. Es darf nicht alleine auf die Straße zum Spielen, da dort ‚böse‘ Menschen sein könnten. Es darf nicht auf dem Boden herumkriechen, da es sich schmutzig macht. Es darf nicht die Küchenschränke öffnen und ‚Unordnung‘ schaffen. Neben dem Wort Nein hört das Kleinkind sehr häufig das Wort ‚khattar‘ = Gefahr und so wird es systematisch verängstigt. Und dann wundern sich die Eltern, daß ihre Kinder mit 6 Jahren nicht nicht alleine schlafen wollen, in die Schule gehen wollen oder andere Sachen machen wollen.“
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